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Unterstützung des Bergwaldprojekts im Lechtal: Ein Interview mit Peter Naumann
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20 August 2025
Unterstützung des Bergwaldprojekts im Lechtal: Ein Interview mit Peter Naumann

Als Wanderer auf dem Lechweg hinterlassen unsere Kunden nicht nur Fußspuren, sondern auch einen positiven Beitrag für die Natur. Denn für jeden Lechweg-Wanderer spenden wir von AbenteuerWege Reisen 5 Euro an das Bergwaldprojekt e.V.. Seit 2012 engagieren sich Freiwillige gemeinsam mit dem Landschaftspflegeverband Ostallgäu für den Erhalt des einzigartigen Schneeheide-Kiefernwalds im Lechtal. Unsere Kollegin Nicole wollte mehr über diese wichtige Arbeit erfahren – und hat bei Peter Naumann, Vorstand Wald- und Umweltpolitik vom Bergwaldprojekt nachgefragt.

Lieber Peter, vielen Dank, dass du dir heute die Zeit genommen hast, um gemeinsam mit uns auf euer Projekt zu schauen. Kurz zusammengefasst für unsere Kunden, die euch noch nicht kennen – was ist das Bergwaldprojekt und warum gibt es eure Organisation?

Das Bergwaldprojekt e.V. bringt seit 35 Jahren Menschen in Wälder, Moore, Flusslandschaften und Freilandbiotope, um die ökologische Situation vor Ort zu verbessern und die Resilienz dieser Ökosysteme gegen Störungen zu erhöhen, allen Freiwilligen bewusst zu machen, wie gefährdet die natürlichen Lebensgrundlagen sind und sie zu einem naturverträglichen Umgang mit den begrenzten natürlichen Ressourcen zu bewegen. Die fortschreitendende Klimakrise und der dramatische Rückgang der Biodiversität fordern, dass wir dieses Problem nur durch Kooperation und Partizipation aller Teile in der Gesellschaft lösen können. Das Bergwaldprojekt leistet hierzu einen wertvollen Beitrag.

Lass‘ uns doch gerne eure Arbeit im Lechtal als Beispiel nehmen. Seit wann arbeitet ihr im Lechtal, und wie wurdet ihr genau auf diese Region am Halblech aufmerksam?

Wir arbeiten seit 2012 im Lechtal und wurden über den Gebietsbetreuer des Vereins „Lebensraum Lechtal e.V.“ auf das Projekt aufmerksam.

Euer Fokus am Halblech liegt auf dem Erhalt des Schneeheide-Kiefernwalds – was macht ihn so besonders und warum ist sein Erhalt so wichtig?

Der Carbonat-Kiefernwald ist eine Unterart des Schneeheide-Kiefernwaldes. Er wächst auf grobschottrigen Standorten entlang des Lechs und gehört zu den wertvollsten Auwaldkomplexen in Bayern. Früher war er eine Biotopbrücke zwischen Alpen und Jura für licht- und wärmeliebende Arten. Durch die Regulierung der Auen, die massiven Stickstoffeinträge und die meist fehlende Beweidung setzt eine Sukzession in Richtung artenarmer und schattiger Pfeifengras-Kiefernwald ein. Dies gilt es zu unterbrechen, um wertvolle seltene Arten zu erhalten. Beispiele sind hier Heideröschen, Wacholder, Fliegen-Ragwurz, Kreuzdorn-Zipfelfalter, Großer Waldportier und Baumpieper. In den offenen Strukturen finden sich auch Tamarisken und Kreuzottern.

Wie können wir uns die Arbeit der Freiwilligen vor Ort vorstellen und was passiert an einem typischen Einsatztag, um die eben genannte Artenerhaltung zu unterstützen?

An einem typischen Arbeitstag pflegen die Freiwilligen Hutewald oder Waldbereiche durch die Entnahme von Fichten, Faulbaum, Weide und Ahorn. Gefördert werden Wacholder, Berberitze und Kiefer. Für diese braucht es genügend Licht. Um die Nährstoffe nicht auf der Fläche zu belassen, räumen die Freiwilligen das Schnittgut von den Flächen. Diese sollen in Zukunft durch Pferde beweidet werden, um sie langfristig offen zu halten. Die Arbeit unterstützt diese seltenen und wertvollen Artengemeinschaften.

Viele unserer Wanderer fragen sich nun bestimmt: Was passiert mit den 5 Euro Spende pro Buchung genau?

Die Spenden sind ein wichtiger Beitrag, um unsere Einsatzwochen vor Ort mit zu finanzieren. Eine Einsatzwoche mit 25 Freiwilligen kostet uns derzeit etwa 21.000 €. Das beinhaltet neben Personalkosten, Fahrzeugen, Logistik und Werkzeug vor allem die Miete der Unterkünfte und die leckere Verpflegung der Teilnehmenden mit regionaler ökologisch erzeugter vegetarischer Kost.

Ich bin mir sicher, dass ihr über jede weitere Unterstützung dankbar seid. Sollte jetzt einer der Leser Interesse bekommen haben: Wer kann bei euch mitmachen – und wie läuft ein Einsatz als freiwilliger Helfer ab?

Alle Interessierten können in unseren Projektwochen teilnehmen. Neben den regulären Einsatzwochen für Erwachsene bieten wir auch Familienwochen, Jugendwochen, integrative Einsätze, Projektwochen mit Bildungseinrichtungen und Jugendhilfe-Wochen und Einsätze mit Unternehmen und ihren Mitarbeiter*innen. Vorkenntnisse oder besondere Fitness sind nicht nötig. Nach der Anmeldung für das Projekt erhält man alle wichtigen Infos, reist an einem Sonntag mit öffentlichen Verkehrsmitteln an und wird von unserem Team empfangen. Nach dem Einrichten und ersten Kennenlernen beim Abendessen erklärt das Team die Arbeiten mit den Hintergründen zum Einsatz. Der nächste Tag startet morgens um sechs Uhr. Nach dem gemeinsamen Frühstück geht es gegen 7.00 Uhr in den Wald. Gearbeitet wird mit Mittagpause bis gegen 16.30 Uhr. Das Team steht den ganzen Tag für Fragen und Erläuterungen zur Verfügung. Abends ist Zeit für Austausch, geselliges Beisammensein, Diskussionen und Vorträge zu gesellschaftspolitischen und Naturschutz-Themen. In jeder Bergwaldprojekt-Woche ist zudem eine Exkursion mit dem Projektpartner vorgesehen, bei der die vielfältigen Aspekte des Ökosystems vor Ort näher beleuchtet und seine Bedeutung und Bedrohung verständlich gemacht werden.

Gibt es denn auch einen Moment oder eine Geschichte aus dem Projekt im Lechtal, die dir besonders in Erinnerung geblieben sind?

Im ersten Jahr am Lech haben wir an den sehr steilen Lechhängen Fichten gefällt und entfernt, um zugewachsene Felsnischen und weitere Uhu-Brutplätze wieder für die seltenen Vögel erreichbar zu machen. Wir haben sozusagen den An- und Abflug ermöglicht.

Spannend ist auch, einmal auf das Ergebnis eurer Arbeit zu schauen. Was hat sich im Gebiet südlich von Weilheim (Schongau) seit Projektbeginn bereits verändert oder verbessert?

Das Bergwaldprojekt pflegt in jeder Einsatzwoche etwa 3–5 ha wertvoller Biotope und sichert so zusammen mit dem Projektträger auf Dauer und mit hoher Wirksamkeit wertvolle Lebensräume für seltene Arten.

Eure Aufgabe ist sicher nicht immer leicht. Was sind die größten Herausforderungen in eurer Arbeit – ökologisch oder organisatorisch?

Wir koordinieren von unserer Zentrale in Höchberg im Moment fast 200 Einsatzwochen an 100 Einsatzorten mit etwa 5.000 Freiwilligen und ca. 15 eintägige Pflanztage mit bis zu 150 Teilnehmenden im Jahr. Wir freuen uns, dass die Nachfrage nach der Teilnahme an den Einsätzen ungebrochen ist. Dafür müssen wir aber auch private Spenden und Unternehmenskooperationen akquirieren.
Gleichzeitig setzt die menschengemachte Klimakrise und der Verlust der Biodiversität, das Netzwerk des Lebens, die Ökosysteme weiter stark unter Druck und gefährdet unsere Lebensgrundlagen. Wir setzen uns weiter mit tausenden Freiwilligen für die Wiederherstellung der Ökosysteme und ihre Anpassung an die sich ändernden Verhältnisse ein, um sie zu schützen und zu erhalten.
Die größte Herausforderung ist aber, dass es in Gesellschaft, Politik und Wirtschaft noch immer an Einsicht und entschiedenem Handeln fehlt. Wir brauchen mehr Kooperationsbereitschaft und kollektiv verantwortliches Handeln. Die Partizipation von über 50.000 Freiwilligen in den vergangenen 35 Jahren in unseren Projekten leistet dazu einen starken Beitrag und ist deshalb zur Erhaltung unserer natürlichen Lebensgrundlagen ein wichtiger Baustein.

Und zum Schluss: Was möchtest du den Wanderern auf dem Lechweg, aber auch Wanderern im Allgemeinen mit auf den Weg geben?

Genießt den herrlichen Lechweg und taucht ein in die wunderschöne Landschaft. Verbindet euch mit der Natur – auch über eure Wanderungen hinaus. 

Ich danke dir, Peter, für das nette Gespräch – und für die wichtige Arbeit, die ihr und die freiwilligen Helfer im Lechtal, aber auch in anderen Regionen leistet. Wir freuen uns, gemeinsam mit unseren Lechweg-Wanderern einen kleinen Beitrag zum Schutz dieser besonderen Landschaft zu leisten und wünschen euch gutes Durchhaltevermögen, eine große Unterstützung und weiterhin ganz viel Engagement und Herzblut.

Nicole Nierenberg

Geschrieben von

Nicole Nierenberg
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